Ich werde oft zur korrekten Lizenzierung von Office für RDS Szenarien (Terminal Server) befragt. Typische Fragen sehen wie folgt aus: „Ich habe einen RDS Host im Netzwerk auf den 50 Clients zugreifen – wie viele Office Lizenzen brauche ich für den RDS Host?“.

Hier liegt bereits ein Fehler in der Fragestellung – Office wird nicht für den RDS Host (Terminal Server) lizenziert, sondern immer für den jeweiligen Client. Daraus ergeben sich Nutzungsrechte auf dem Lizenzierten Client, evtl. einem Zweitgerät und evtl. zusätzlich die Nutzungsrechte auf den RDS Hosts im Unternehmensnetzwerk.

Denken Sie also bei der Lizenzierung von Office für RDS Szenarien immer nur an die Clients die auf den RDS Host zugreifen sollen (bei Nutzung von Office 2016) oder an die User die auf den RDS Host zugreifen sollen (bei Nutzung von Office 365). Welche und wie viele Lizenzen werden nun aber für das oben genannte Szenario benötigt?


Bei Nutzung von Office 2016:

Sie benötigen für das eingangs in der Frage beschriebene Szenario 50x Office Standard 2016 oder 50x Office Professional Plus 2016. Durch diese Lizenzen ergeben sich zusätzlich die Nutzungsrechte auf dem RDS Host. Es spielt auch keine Rolle, wenn das Unternehmen zwei oder mehr RDS Hosts hat. Durch diese 50x Office Standard 2016 / 50x Office Professional Plus 2016 dürfen Sie das Office auf beliebig vielen RDS Hosts im Unternehmensnetzwerk installieren aber eben nur von diesen 50 Clients darauf zugreifen. Wenn in dem beschriebenen Unternehmen 10 weitere Clients hinzu kommen darf von diesen nicht auf das Office auf dem RDS Host zugegriffen werden – es sei denn für diese Clients werden 10 weitere Office Standard 2016 / Office Professional Plus 2016 Lizenzen erworben. Bei der Lizenzierung geht es also nicht um die Anzahl der gleichzeitig zugreifenden Clients, sondern um die Gesamtzahl der Clients die jemals auf den RDS Host zugreifen. Da es auf dem RDS Host keine Möglichkeit gibt die Zugriffe zwischen Office Standard 2016 und Office Professional Plus 2016 zu trennen ist eine einheitliche Lizenzierung über Office Standard 2016 oder Office Professional Plus 2016 erforderlich.

Durch die Lizenzierung von Office Standard 2016 / Office Professional Plus 2016 ergibt sich für jedes lizenzierte Gerät ein Zweitnutzungsrecht. Das Zweitnutzungsrecht erlaubt die Software auf einem einzelnen tragbaren Gerät zur Nutzung durch den Hauptnutzer des Lizenzierten Geräts zu installieren. Wenn wir von 50 Benutzern ausgehen die an den 50 Clients arbeiten dürfte jeder dieser Benutzer das lizenzierte Office zusätzlich noch z.B. auf einem Laptop installieren. Aber Vorsicht! Von diesem Laptop auf dem das Zeitnutzungsrecht ausgeübt wird darf nicht auf den RDS Host zugegriffen werden! Warum? Das ist in den Lizenzbedingungen ganz klar geregelt:
„Die Remotenutzung der Software, die auf einem zur Nutzung durch den Kunden vorgesehenen Server ausgeführt wird, ist jedem Nutzer von einem Lizenzierten Gerät erlaubt.“ und „Lizenziertes Gerät ist ein einzelnes physisches Hardwaresystem, dem eine Lizenz zugewiesen wird. Im Sinne dieser Definition wird eine Hardwarepartition oder ein Blade als separates Gerät betrachtet.“
Wenn das Zweitnutzungsrecht in anspruch genommen wird ist die Lizenz z.B. dem PC zugewiesen – das zusätzliche Notebook hat aber keine Lizenz zugewiesen, da hier ja das Zeitnutzungsrecht genutzt wird.

Erweitern wir das Szenario also etwas: Es gibt zwei RDS Hosts auf denen Office genutzt werden soll. Im Netzwerk gibt es 50 Benutzer die von 50 PCs auf die beiden RDS Hosts und das darauf installierte Office zugreifen. Zusätzlich hat jeder Benutzer ein Notebook als Zweitrechner. Auf allen Notebooks soll Office genutzt werden, allerdings wird nur von 40 dieser Notebooks auf die RDS Hosts und das darauf installierte Office zugegriffen. Es gibt 10 Notebooks im Netzwerk welche niemals auf das Office auf dem RDS Host zugreifen.
In diesem Szenario wird 90x Office Standard 2016 / Office Professional Plus 2016 benötigt. Es wird von 90 unterschiedlichen Clients auf das Office auf den RDS Hosts zugegriffen – jeder dieser Clients benötigt eine entsprechende zugewiesene Office Lizenz. Auf den 10 Notebooks welche zwar lokal das Office nutzen, aber nie auf das Office auf dem RDS Host zugreifen wird das Zeitnutzungsrecht ausgeübt. Die Nutzung von zwei RDS Hosts hat keine Auswirkung auf die Lizenzierung von Office.

Die beschriebene Lizenzierung von Office trifft übrigens auch zu, wenn Office technisch nicht auf dem Client installiert wird! Das entscheidende ist die Zuweisung der Lizenz! D.h. es wäre genauso zu lizenzieren, wenn z.B. von einem Linux basierenden Client auf den RDS Host zugegriffen wird.

Wichtig ist auch zu beachten, dass z.B. Office Home and Business 2016 keine Nutzungsrechte für den Betrieb auf einem Server beinhaltet – Office Home and Business 2016 ist also nicht für Terminal Server Szenarien geeignet – auch nicht, wenn Drittanbieterlösungen als Alternative zu den Microsoft Remote Desktop Services genutzt werden!

Für den Einsatz in RDS Szenarien ist grundsätzlich eine Volumenlizenz von Office erforderlich!

Bei Nutzung von Office 365:

Mit Office 365 ist alles alles etwas einfacher. Die Office Komponente in Office 365 ProPlus, Office 365 Enterprise E3 und Office 365 Enterprise E5 erlaubt es dem lizenzierten Nutzer das Office auf bis zu 15 Endgeräten (5 Smartphones, 5 Tablets und 5 PCs oder Macs) und zusätzlich auf beliebig vielen RDS Host im Unternehmensnetzwerk zu installieren und mit den Lizenzierten Nutzern darauf zuzugreifen.

Gegenüber Office 2016 liegt der Vorteil darin, dass von allen 15 Geräten durch den lizenzierten Benutzer auf das Office auf den RDS Hosts im Unternehmensnetzwerk zugegriffen werden darf. Aber Sie müssen darauf achten, dass Sie wirklich korrekt je Benutzer lizenzieren – es geht um die realen Personen – es ist aus Sicht der Lizenzierung nicht erlaubt einen Office 365 User gemeinsam durch mehrere Personen zu nutzen.

Die Office 365 Business Varianten beinhalten nicht das Recht auf Office auf einem RDS Host zuzugreifen!

Oft wird auch danach gefragt wie die Lizenzierung aussieht, wenn es mehr RDS User auf dem RDS Host gibt als Office User. Stellen wir uns vor wir haben ein Unternehmen mit einem RDS Host, 50 Clients und 50 Personen welche an den Clients arbeiten. Alle 50 Clients/User greifen auf den Terminal Server zu, allerdings verwenden nur 10 dieser Clients das Office auf dem RDS Host. Auf den anderen 40 Clients ist Office weder lokal installiert, noch wird es auf dem RDS Host. genutzt. Wie sieht hier die korrekte Lizenzierung aus?
Grundsätzlich ist es so, dass Sie nur lizenzieren müssen, was auch tatsächlich genutzt wird! So steht das auch in den Lizenzbedingungen. Das bedeutet, wenn Sie sicherstellen können, dass das Office auf dem RDS Host wirklich nur von den 10 definierten Clients genutzt wird benötigen Sie zwar 50 RDS CALs, aber nur 10x Office Standard 2016 / Office Professional 2016 – aber wie stellen Sie sicher, dass von den weiteren 40 Clients nie auf das Office auf dem RDS Host zugegriffen wird!? Hier ergibt sich das Risiko, dass evtl. doch von weiteren Clients auf das Office auf dem RDS Host zugegriffen wird und so eine Unterlizenzierung entsteht. Ich würde also ein solches Szenario in der Praxis nie konfigurieren und auch nicht empfehlen! Im Falle einer Lizenzprüfung wird es auch immer zu Nachfragen wegen der Differenz (50 RDS Clients, aber nur 10 geeignete Office Lizenzen). Ich würde in einem solchen Fall zwei RDS Hosts konfigurieren – einen mit Office für die 10 RDS Clients welche auch Office nutzen und einen ohne Office auf den die 40 RDS Clients zugreifen welche kein Office benötigen. Alternativ bietet sich auch hier wieder die Nutzung von Office 365 an, da die Lizenzierung auf Basis der User erfolgt und über den Office 365 Account verifiziert wird.

Kann ich das irgendwo von Microsoft schriftlich bekommen? Ja, in den Microsoft Product Terms: https://www.microsoft.com/en-us/licensing/product-licensing/products.aspx – hier finden Sie alle Rahmenbedingungen zur Produktnutzung in schriftlicher Form.

Ich hoffe, dass meine Ausführungen zu dem Thema dazu beitragen die Lizenzierung etwas einfacher verständlich zu machen.